Der KfW-Energiewendebarometer 2020: Hohe Zustimmung bei der Energiewende – noch zu niedrige Umsetzungsquote in der Praxis

Anfang September wurden die Ergebnisse des KfW-Energiewendebarometer 2020 veröffentlicht. Darin wird die weiterhin hohe Zustimmung für die Energiewende sowie die Bedeutung von finanziellen Anreizen für Haushalte herausgestellt. Mit der Corona-Krise gesellt sich jedoch eine neue Herausforderung dazu, die die Energiewende weiter auszubremsen droht.

Der KfW-Energiewendebarometer wird seit 2018 jährlich genutzt, um das Meinungsklima in Deutschland zur Energiewende abzubilden. Dafür wurden bei der repräsentativen Umfrage Anfang des Jahres 2020 ca. 4.000 Haushalte zu ihren im Haus verwendeten Energietechnologien und möglichen Investitionen in Energiewendetechnologien befragt. Die Ergebnisse liegen seit dem 02. September 2020 vor.

Gleich zu Beginn weist die Studie auf die sehr hohe Zustimmung bei der Energiewende hin. Ob Nord- oder Süddeutschland, Akademiker oder Landwirt, jung oder alt – rund 90% der Befragten sehen die Energiewende als ein sehr wichtiges Thema an. Dies liegt auch daran, dass fast zwei-Drittel der Personen die Auswirkungen des Klimawandels bereits spüren oder für die Zukunft als Bedrohung wahrnehmen. Insbesondere Phänomene wie die heißen, trockenen Sommermonate oder Sturmfluten an der Küste sorgen dafür, dass in stark betroffenen Regionen eine zunehmende Handlungsbereitschaft festzustellen ist. Nach Meinung von KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib ist diese breite Betroffenheit ein wichtiger Beleg für die Dringlichkeit der Umsetzung der Energiewende.

2020 gaben 23 % der Haushalte an, dass sie mindestens eine der abgefragten Energiewendetechnologien (Photovoltaik, Solarthermie, Batteriespeicher, Wärmepumpe, Kraft-Wärme-Kopplung, Holzpellet-Heizung, Elektroauto) bereits nutzen – das sind 2 Prozentpunkte mehr als 2019. Diese von der KfW so genannten „Energiewender“ sind in Süddeutschland am stärksten, in Ostdeutschland am schwächsten vertreten. Interessantes Detail: Energiewender leben hauptsächlich auf dem Land (oft Hauseigentümer) (fast 40%), in großen Städten sind sie seltener (gut 10%). Je stärker Menschen die Energiewende für richtig halten, desto höher die Bereitschaft, auch selber etwas für sie zu tun.

Die Studie macht deutlich, dass die bisher messbaren Fortschritte beim Ausbau der Erneuerbaren in den Privathaushalten nicht ausreichen, um die Klimaziele der Bundesregierung bis 2030 zu erreichen. Die beiden wichtigsten Gründe, die die Menschen „abbremsen“: der wahrgenommene Aufwand für Installierung und Unterhalt sowie der Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Investitionen – und das, obwohl für die „Energiewender“ die Wirtschaftlichkeit der Anlagen noch vor dem Klimaschutz das wichtigste Motiv bei der Umsetzung war.

Hier sieht die KfW klaren Nachhol- und Nachbesserungsbedarf beim institutionellen Design der Energiewende – einschließlich einer CO2-Steuer sowie maßgeschneiderter Aufklärungs- und Beratungsangebote für private Haushalte. Die vielfältigen Unsicherheiten, die die Corona-Krise mit sich bringt, machen es nicht nur der Wirtschaft schwer, zu investieren, sondern eben auch den privaten Haushalten. Und genau das könnte längerfristig den CO2-Einspar-Effekt durch ausgefallene Urlaubsreisen & Co. überkompensieren.

Eine kurze Zusammenfassung des KfW-Energiewende-Barometers und den Link zur Studie finden Sie hier: https://www.kfw.de/KfW-Konzern/KfW-Research/KfW-Energiewendebarometer.html